Behandlung von Leistenhoden bei Kindern und Jugendlichen
Der Hoden wandert beim Embryo vom Rücken kommend in den Hodensack ein. Mit der Geburt des Kindes sollte dieser Vorgang in der Regel abgeschlossen sein. Bei einigen Kindern ist der Hoden auf dem Weg vom Rücken zum Hodensack zum Liegen gekommen. Man spricht dann von einem „ektopen“ Hoden und meint damit, dass der Hoden außerhalb des Hodensacks liegt. Aufgrund der besonderen Funktion des Hodens hat dies für die Kinder eine erhebliche Bedeutung. Eine dauerhafte Fehllage des Hodens muss zwingend korrigiert werden, um schwerwiegende Nachteile vom Kind abzuwenden.
Der Hoden liegt außerhalb des Körpers, weil er zu einer guten Funktion eine um etwa 0,5 Grad niedrigere Temperatur benötigt. Ein Hoden der dauerhaft innerhalb des Körpers liegt hat eine höhere Temperatur und erleidet dadurch langfristig einen Schaden in der Produktion von Samenzellen. Dieser Hoden ist, wenn er nicht zeitig in den Hodensack zurückverlagert wird, gefährdet, im Erwachsenenalter nicht ausreichend fruchtbar zu sein. Viel gefährlicher aber ist, daß ein Hoden, der dauerhaft einer höheren Temperatur ausgesetzt ist, in einer deutlich erhöhten Zahl auch sich bösartig verändert. Deshalb muss jeder Hoden mit einer dauerhaften Fehllage operativ korrigiert werden.
Große Studien mit vielen Kindern haben gezeigt, dass die Operation spätestens bis zum 2. Lebensjahr erfolgen sollte. Alles, was später behandelt wird, zeigt langfristig ein schlechteres Ergebnis.
Den ersten Hinweis gibt Ihnen Ihr Kinderarzt, der Ihr Kind schon sehr früh immer wieder untersucht. Wenn der Verdacht besteht, kann durch Führen eines Hodenprotokolls schnell Gewissheit erlangt werden.
Der Urologe unterscheidet den „Leistenhoden“ vom „Pendelhoden“. Der „Leistenhoden“ liegt dauerhaft außerhalb des Hodens und ist nur gelegentlich mal im Hodensack tastbar. Der „Pendelhoden“ ist überwiegend im Hodensack tastbar und nur gelegentlich außerhalb. Der Leistenhoden muss zwingend operiert werden, der Pendelhoden ist nicht operationsbedürftig.
Wenn die Kinder zu einem sehr frühen Zeitpunkt entsprechend diagnostiziert werden, kann ein Versuch mit der Gabe eines Medikamentes zu einem weiteren Abstieg des Hodens führen. Dies ist aber in der Regel nur bis zum 1. Lebensjahr erfolgreich, danach findet zumeist kein Abstieg des Hodens mehr statt.
Der Eingriff wird immer in Vollnarkose durchgeführt. Durch einen kleinen Schnitt in der Leiste wird der Samenstrang und der daran befindliche Hoden aufgesucht und von all den Strukturen befreit, die den Hoden dauerhaft am Abstieg behindern. Danach wird der Hoden im Hodensack fixiert, damit er nicht wieder in die Leiste zurückrutschen kann.
Da bei der Operation im Hautbereich resorbierbare Fäden verwendet werden, ist meistens keine Fadenentfernung nach der Operation notwendig.